Abends kam ich dann doch ins Grübeln. Das Auto fuhr recht schön, kein Vergleich zum D5. Gefühlt war nicht nur der Geräusch- sondern auch der Federungskomfort erheblich besser als im D5, obwohl der T8 noch größere Räder hatte. Keine Ahnung, ob der T8 auch ein spezielles Fahrwerk wie der D6 hat, aber im Gegensatz zu letzterem bot das Luftfahrwerk des T8 schon klar mehr Federungskomfort, er fühlte sich klar besser von der Strasse entkoppelt an, als der D5, schon viel eher wie der Q7.

Trotzdem meldete sich auf einmal das schlechte Gewissen zu Wort. Der -sehr teure- Wechsel vom Benziner-SUV auf den V60 Hybriden geschah eigentlich in der Gewissheit, das ich einen SUV gar nicht wirklich benötigte und insbesondere ein Benzin-SUV eine kaum zu rechtfertigende Umweltsau wäre. Zum „Glück“ hatte einer unserer Nachbarn seinen „Regenführungswall“ an unserer Schotterstrasse drastisch erhöht, sodaß ich mit dem V60 ständig aufsetzte. Ich „bräuchte“ also ein höheres Auto. Der Viano kam da allerdings locker drüber und der kann auch ausreichend ziehen und laden. Aber mit dem wollte ich nicht die ganze Zeit rumfahren und ohne ihn ist der Weiterbetrieb des V60 aufgrund der stark eingeschränkten Ladekapazität, nicht möglich.

Klingt durchaus verworren, aber die Gedanken waren nicht ganz klar. Fix war im Grunde nur, das bei dem Leasingangebot für den T8 im Vergleich zu den Raten für den V60 + Viano ein erhebliches monatliches Einsparpotential vorhanden wäre. Ökonomisch machte es durchaus Sinn die beiden wieder zu einem Fahrzeug zu vereinigen, ökologisch höchstens mit dem Audi Q7 E-Tron, aber wie gesagt der ist keine echte Option mehr.

Der nächste Tag würde hoffentlich etwas mehr Klarheit bringen, ich wollte einen Teil meiner normalen Pendelstrecke, die ich schon unzählige Male gefahren bin in Angriff nehmen. Die 12 würde dabei so etwas wie eine „magische“ Zahl werden, denn wie geschrieben ist das der Verbrauch mit dem ich die Strecke ohne Tankstopp würde fahren können, es ist der Verbrauch, den ich -allerdings mit viel höheren Geschwindigkeiten- beim Diesel V8 ML hatte und läge etwa einen Liter über dem was ich auf der Strecke mit dem Viano verbrauche. Würde ich ihn unter 12 L fahren können wäre das eine klare Entscheidungshilfe. Ein wenig Sorgen hatte ich diesbezüglich schon, denn selbst unseren Tempo 30 Berg hoch lag die Momentanverbrauchanzeige tlw. auf Anschlag also 25l/100km.

Am nächsten Morgen ging es mit randvoll geladenem Akku los und schon nach ein paar Metern bestätigte sich ein großer Unterschied zum D6: Der T8 rollt besser, bzw. rekuperiert auf Pure weniger. Rekuperation bedeutet nichts anderes, als das die Bewegungsenergie des Fahrzeugs nicht durch die Bremsen in nutzlose Wärme verwandelt wird, sondern über einen als Generator geschalteten E-Motor wieder als Strom in den Akku gespeist wird. Allerdings ist auch dies ein zweischneidiges Pferd, denn beim rekuperieren treten natürlich an diversen Stellen Verluste auf. Sinnvoller ist es die Bewegungsenergie so lang wie möglich auch zur Bewegung zu nutzen, also das Auto einfach rollen zu lassen. Dies ist nun beim T8 klar besser umgesetzt als beim D6, ich mußte bergab viel früher das Bremspedal nutzen. Neu ist nun aber der Fahrmodus B bei dem im genauen Gegenteil deutlich stärker rekuperiert wird, was nun am Bergabstück sehr nützlich war. Die Mini-Spreizung zwischen mittel-wenig Rekuperation auf Pure und mittel-viel auf Hybrid beim D6 ist beim T8 durch wenig auf Pure und viel auf B ersetzt. Gefiel mir richtig gut und macht das Bremspedal als „Rekuperationssteuerungsinstrument“ öfter mal arbeitslos. Die Kehrseite der Medaille war, daß ich im Tal angekommen viel zu spät den Fuß vom Fahrpedal nahm. Ich weiß beim D6 auf den m genau wo ich den Fuß wegnehmen muß, um an der nächsten Ampel auszurollen, oder aufs Abbiegetempo zu kommen. Das klappte mit dem T8 nun gar nicht mehr, da er auf B zu früh und auf Pure zu spät das passende Tempo erreichte. Dies würde sich aber wie beim D6 seinerzeit auch lernen lassen.

Bergschäden und verarmte Kommunen sind für die Strassen eine sehr schlechte Kombination entsprechend sieht der Flickenteppich Richtung Autobahn auch aus. Hier verstärkte sich der am Vortag gewonnene Eindruck eines anderen/besseren Fahrwerks im Vergleich zum D5. Einzig kurze Stösse wie Querfugen kamen immer noch sehr unkommod durch ansonsten war die Federung so, wie man es sich wohl wünschen würde, selbst das obligate XC90 LuFaWe-Poltern war mit 8.oookm auf der Uhr noch nicht zu spüren.

Kurz vor der Autobahnauffahrt schaltete ich auf Save um, da ich den Strom nicht bei hohen Geschwindigkeiten verplempern wollte. Die Auffahrt geht durchaus nennenswert bergab, die Bahn selber ist an der Stelle auf 80km/h limitiert, sodaß man mit sehr moderatem Gasfuß-Einsatz einfädeln kann und diesmal nahm ich auch den Start des Verbrenners nicht wirklich wahr. Ein Riesenunterschied zum D6, der an der Stelle -so ich vergessen habe ihn vorher per Schalthebel zu wecken- mit lautem Getöse seinen Arbeitsunwillen kundtut.

Es zeigte sich nun recht schnell, das So. der 1. Mai nicht unbedingt dazu geeignet ist eine Montags-Vormittags-Pendelei zu simulieren, so leer hatte ich die Autobahnen schon lang nicht mehr erlebt. Das sonst häufige starke Abbremsen und wieder beschleunigen beschränkte sich auf ein paar echte Sonntagsfahrer „Wenn-ich-blinke-ziehe-ich-raus-Spiegel-sind-nur-was-für-Anfänger“ und die Damen und Herren Schnecken, die ihre Häuschen selbstfahrend, oder am Haken mitführen müssen. Auf der anderen Seite ergaben sich hierdurch aber auch viel längere Strecken mit 150km/h am Stück, wo der Verbrauch latent höher sein sollte, als beim Stop’n Go, also dem natürlichen Umfeld des Plug-In Hybriden.

Die Durchschnittsverbrauchsanzeige stieg derweil unaufhörlich, noch mehr Sorgen machten mir aber die Momentanverbrauchswerte, die pendelten bei 150 ständig um die 15L herum so ziemlich das gleiche was der 5,5L V8 seinerzeit zu sich nahm. Gerade als ich diesen Gedanken nachhing kräuselten sich meine Nackenhaare recht wohlig. Mit kehligem Gebrüll donnerte ein G63AMG an mir vorbei. Wenn ich es richtig im Kopf habe ist der zwar bei 180 abgeregelt, aber schneller als meine 150 war er trotzdem und der Sound klang nach knapp über 300. Da hilft auch kein T8 Schildchen, ein V8 ist doch eine ganz andere Liga *Seufz*

Nach 190 km drehte ich und fuhr die gleiche Strecke wieder zurück. Nun standen in der Momentanverbrauchsanzeige auf einmal nur noch 11-12L, des Rätsels Lösung war wohl ein recht starker Wind, der mich erst bremste und nun von hinten schob. Das war mir bei den ML’s nie aufgefallen, da Daimler geschickterweise bei denen auf eine Anzeige der Momentanverbräuche verzichtet hatte.

Zwischendurch forderte der viel zu kleine Tank seinen Tribut. Ich hatte gestern zwischendurch vollgetankt und kam nun durch reinen Zufall nach exakt 450km und auf „- -„ stehender Restreichweitenanzeige zur gleichen Tankstelle wie am Vortag. Ich füllte den Tank also wieder bis erstes Auslösen und es gingen etwas über 48L hinein. Erfreut nahm ich die nicht nach Diesel stinkenden Finger zur Kenntnis, der Verbrauch von 10,7L deckte sich recht gut mit der Overall-Anzeige im Fahrer-Performance-Menü. Größere Sorgen machte mir allerdings der Schnitt in der Tagesverbrauchsanzeige, die stand schon weit über 11L und es waren noch über 130km zurück nach Hause.