Dieses Wochenende war es nun so weit und ich bekam einen der offiziellen T8-Vorführer aus Köln. Um genau zu sein, einen mit der längstmöglichen Typbezeichnung auf dem Heck
Das war insofern ganz praktisch, da ich mir auf diese Art die Farbe "Bursting Blue" die dem R-Design vorbehalten ist genauer anschauen konnte.
Ich fürchte, das ich mich an dieser Farbe schnell sattsehen würde, zudem sehen die Spiegel doch leider stark nach den Billig-China-Kappen aus, die mit den Audi S-Modellen in Mode kamen. Zusätzlich waren auf dem Wagen auch noch die aufpreispflichtigen 22 Zöller montiert, die allerdings bei den Mini-Bremsen auch nicht wirklich harmonisch wirkten.
Dazu dann noch der viel zu dunkle Innenraum, hier zu allem Überfluß noch mit den dunklen Carbon-Einlagen
zeigte mir, das die Auswahl eines Inscription für mich die stimmigere Alternative wäre.
Das Design soll jetzt aber keine weitere Rolle mehr spielen, heute geht es um die Einordnung des T8 zum D5. Der T8 ist im Grunde der jüngere Bruder meines aktuellen V60 D6. Allerdings unterscheiden sie sich in einem wesentlichen Punkt: Wurde beim D6 der E-Motor an der Hinterachse noch mit einem Dieselmotor vorn gekoppelt, so übernimmt beim T8 ein Benzinmotor den Verbrennerpart. Dieser entstammt, wie auch der bereits vorgestellte D5, dem VEA-Baukasten ist also ein 2L Vierzylinder, im Gegensatz zum Diesel allerdings nicht mittels zweier Turbolader, sondern per Kompressor und Turbo aufgeladen. Diese Art der Aufladung gibt es auch bei verschiedenen VAG Benzinern, man versucht durch den ständig mechanisch angetriebenen Kompressor die Anfahrschwäche des Turboladers, der dank dieser Registerladung auch etwas größer ausfallen kann zu kompensieren.
Aber allen Downsizing-Überlegungen zum Trotz ist natürlich die Idee eines Benziners im SUV nicht unbedingt eine ökologisch und ökonomisch sinnvolle. Der Vorgänger des V60 kostete mich ein kleines Vermögen, als ich den fast 400PS starken Mercedes ML V8 vor Ablauf der Leasingdauer zurückgab. Der T8 hat zwar nichtmal die Hälfte des Hubraums vom ML, aber immerhin soll auch der kleine Motor 320PS leisten, in Kombination mit dem E-Motor sogar maximal 407PS. Mit dem Mercedes kam ich -nachdem ich meine Autobahngeschwindigkeiten drastisch reduziert hatte- ungefähr 550-600km weit, allerdings mit einem 95L großen Tank. Der T8 hat nur einen gut galb so großen Tank (50L) würde ich mit dem überhaupt meine Hauptpendelstrecke von 390km schaffen können?
Mit dem D5 wäre das überhaupt kein Problem, da ich aber schonmal einen nicht zu mir passenden Diesel bestellt hatte und mich 3 Jahre mit ihm herumschlug ist der D5 wie bereits ausführlich dargelegt keine Alternative für mich. Im Motor-Talk Forum sind inzwischen einige T8 unterwegs, allerdings kann ich mit den Erfahrungswerten dort nur begrenzt etwas anfangen, da es sich überwiegend um Kurzstreckenfahrer handelt. Was ich daraus trotzdem schon ableiten konnte war die Erkenntnis, das ich mein Autobahnreisetempo nochmals würde senken müssen, um überhaupt eine Chance zu haben ohne 2 Tankstopps pendeln zu können.
Ich hatte die letzten Wochen intensiv genutzt, um mögliche Temposzenarien mit dem V60 zu erfahren, so stellte sich im Endeffekt 150km/h als ein in Bezug auf Reisezeit zu Komfort durchaus mögliches Tempo heraus. Die 30km/h weniger zu meinem bisherigen Reisetempo würden zwar etwa 20h mehr auf der Autobahn bedeuten, aber bei über 500h gesamt pro Jahr im Auto wäre das leicht verschmerzbar.
Der Verkäufer sah zwar im ersten Moment nicht glücklich aus, als ich ihm eröffnete, daß ich mit dem Vorführ-Wagen min. 700-800km fahren würde, sah aber ein, daß dies für mich unumgänglich wäre. So ließ ich also meinen D6 dort und fuhr mit dem T8 elektrisch vom Hof ...
... nachdem ich den Kampf mit dem rein elektronischen Fly-by-Wire Schaltknauf gewonnen hatte. Wahrscheinlich gewöhnt man sich da schnell dran, aber ich ziehe lieber einen mechanischen Schalthebel in die richtigen Position als den Knopf zweimal antippen zu müssen, um von P über N auf R oder D zu kommen. Beim D6 ging es ja auch noch klassisch und gut und bei allen anderen XC90 auch. Schlimmer finde ich aber, das im Knöpfe-Weglaßwahn auch die Schalter für den Betriebsmodus wegfielen. Ich schalte beim D6 ständig zwischen Save und Pure Hin und Her beim T8 muß man dafür erst auf die Walze klicken, an dieser drehen, dabei auf das Display schauen und nochmals auf die Walze drücken, um den Modus zu wählen.
Anstelle der völlig überflüssigen Track Vor und Zurück hätte man die Drivemodes auf die Knopfleiste legen sollen, auch hier ein klarer Rückschritt vom D6. Zu allem Überfluß fehlt auch noch die Möglichkeit den Verbrenner per manueller Schaltgasse anzulassen, wann immer man möchte. Meine Strecken gehen überwiegend direkt aus dem Ort -bis dahin rein Elektrisch- auf die Autobahn, da habe ich den Diesel immer schon ein paar hundert m vor der BAB-Auffahrt anlaufen lassen, damit ich nicht mit völlig kaltem Aggregat auf die Bahn beschleunigen muß. Dies geht nun nicht mehr und der Benziner müßte die 2,4to an einer meiner Stammstrecken komplett kalt eine 12% Autobahn-Steigung heraufwuchten.
Bis zur Autobahnauffahrt hatte ich es nun aber noch ein paar m hin und so fiel mir gleich positiv auf, das der XC90 T8 im E-Betrieb nochmals leiser als mein D6 ist. Prinzipiell ist die E-Antriebseinheit von den Daten her wohl die selbe, aber die Geräusche der E-Maschine waren nochmals geringer, als ich es gewohnt war. Noch wichtiger war mir aber der Vergleich zum D5 und hier lagen bei Stadttempo Welten dazwischen. Hier wird der T8 ganz im Gegensatz zum D5 dem selbsternannten Luxus-Anspruch des XC90 gerecht, so hört sich Autofahren im 21. Jhr. für mich an. Aber, meine üblichen Fahrstrecken sind leider für einen reinen Elektrobetrieb reichlich ungeeignet, also erstmal auf die Autobahn, um zu schaun, wie er sich da so macht. Wie immer beim Probefahren war das Radio aus und somit möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich Aussagen widersprechen, das man die Umschaltung vom E-Betrieb auf den Verbrenner nur am Display ablesen könne. Der Benziner arbeitet zwar klar leiser als der völlig veralteten5-Zylinder Diesel im V60, aber auch diesen kann man deutlich hören. Interessanterweise ist der Benziner im T8 dem D5 nicht nur in der Bauform verwandt, nein er klingt auch durchaus ähnlich. Er ist viel leiser und besser gedämmt als der Diesel, knurrt aber bei Drehzahlanforderung genauso unwirsch.
Zum Glück aber nur beim Beschleunigen, bei Konstantfahrt wird er dann wirklich nahezu unhörbar und ist seinem Diesel-Bruder klar überlegen. Mindestens genauso wichtig war mir aber, das er sich der extrem nervigen Vibrationen des Diesels fast komplett enthält. Das einzige Mal, das ich den Benziner wirklich unangenehm empfand war mitmleerem Akku kurz vor zu Hause, dorthin geht es mit 30km/h einen steilen Berg hinauf und da lärmte und vibrierte der T8 fast so schlimm wie der D5.
Auf der Autobahn war dann auch schnell klar, das auch Kompressor + Turbolader das Hubeaummanko nicht wirklich ausgleichen können. Es war relativ viel Verkehr, sodaß diverse Beschleunigungsvorgänge anfielen, um wieder auf die 150km/h zu kommen. Das führte mit dem ACC häufiger dazu, das die Automatik einen Gang runterschaltete, der Tempomat aber der Meinung war, das etwas mehr Druck erforderlich wäre und die Automatik dann nochmals herunterschalten mußte. Der schon beim D5 vermißte Punch aus dem Keller war auch hier nicht ansatzweise vorhanden. Trotz allem wirkte der Antrieb klar harmonischer und eher "klassengemäß", als der D5.
Und was ist nun mit dem Verbrauch? Nach den ersten 260km, mit teilweise recht dichtem Verkehr und ansonsten max 150 standen 10,4L im Display. Das bewegte sich durchaus im Erwartbaren, allerdings war ich da überwiegend auf eher selten von mir genutzten Autobahnen unterwegs. Am Nachmittag wollte ich noch die Strecke ins Zweitbüro probieren, da habe ich hinreichend Referenzwerte. Zuerst ging es nun an das heimatliche Ladekabel, an dem normalerweise der D6 hängt.
Die erste Überraschung erwartete mich bei der Abfahrt, statt der versprochenen 43km standen nur 39km Reichweite im Display, anscheinend errechnet sich die Restreichweite auch anhand der zuvor gezeigten Fahrweise, im Gegensatz zum D6, wo bei Abfahrt immer 50km Restreichweite stehen. Theoretisch sollte die Reichweite also bis zum 38km entfernten Büro reichen. Dort gibt es aber keine Lademöglichkeit, also würde ich die Strecke mit exakt den gleichen Abschnitten auf Pure und Save fahren wie mit dem D6. Mit diesem verbrauche ich auf den knapp 76km im Normalfall hochgerechnet 3,7L Diesel auf 100km. Wo würde der T8 bei einer solchen Vergleichsfahrt mit einem Plug-In Routinier auf einer Standardstrecke wohl landen?
Knapp 3L mehr liest sich jetzt erstmal nicht sonderlich berauschend, berücksichtigt man den höheren Luftwiderstand, das größere Gewicht und Diesel vs. Benziner kann man es soweit als brauchbar gelten lassen. Der Gesamtschnitt war nun über 335km auf 9,5L gefallen. Für ein theoretisch über 400PS starkes Benziner-SUV gar nicht schlecht, aber natürlich weit von 2,1L entfernt.
Morgen würde ich einen Teil meiner Stammpendelstrecke abspulen, wird es möglich sein unter 12L im Schnitt zu bleiben und somit ohne Tankstop durchzukommen?