Sonntags mit 150 über eine fast leere wohl bekannte Autobahn fahrend konnte ich in aller Ruhe darüber nachdenken, was ich da gerade zu tun im Begriff war. Einen XC90 bestellen? Nicht wirklich, oder? Ich dachte an unsere erste Begegnung, einen innen wie außen schwarzen Inscription D5 bei -5° kaltgestartet. Ich hatte nur 45min mit ihm, die reichten aber um zu wissen, das dies nicht mein Auto wäre. Die Bedienung erschloß sich mir nicht, der Motor lärmte und er wirkte fast schon peinlich massig. Etwas besser wurde es dann mit dem zweiten als Werkstatt-Ersatzwagen in Lumious/Hellbeige, den ich den ganzen Tag zur Verfügung hatte. Inzwischen war auch der S90 vorgestellt der mir bis auf das häßliche Heck gut gefiel und ich freute mich auf den V90. Anfang des Jahres reifte dann die Entscheidung nicht nur den V60 zu ersetzen, sondern auch den Viano abzuschaffen, der war zwar auch schon 50TKM gelaufen, aber nur auf Langstrecken und die meiste Zeit des Jahres stand er nur rum. Damit ergab sich als Pflichtenheft für meinen nächsten Dienstwagen:
- Kombi oder ähnliches, mit möglichst ebenem Ladeboden
- Allrad
- > 2to Anhängelast
- Höher gelegtes Verstellfahrwerk, bzw. Luftfahrwerk
- E-Klappe am liebsten mit Gestensteuerung
- Höchstmöglicher Autonomiegrad beim Fahren
- Gern wieder Hybrid
Als jemand der in den letzten 30 Jahren überwiegend VAG-Fahrzeuge gefahren hat fallen einem da natürlich sofort A6 Allroad und Passat Alltrack ein, beide schieden aber bereits nach einer reinen Sitzprobe und Laderaumbegutachtung aus. E-Klasse T-Modell war noch nichtmal angekündigt und derzeit noch ohne 4-matic, zudem wollte ich keinen Daimler aus der ersten Serie mehr, 5er darf nicht genug ziehen und liegt zu tief. Meine Hoffnungen auf den V90 wurden dann enttäuscht, kein höhenverstellbares Fahrwerk, kein ebener Laderaum, Laderaumgröße wohl ähnlich wie beim A6 (da habe ich mit meiner Frau mal den spannenden Vergleich mit einem Golf (nicht Passat) Variant gemacht. All das Zeugs, das sie als Tier Physotherapeutin und Ostheopatin in den A6 Avant reinquetschen muß paßte locker in das Gölfchen. Auf den V90 CC warten wollte ich auch nicht, also war mit dem VOLVO auch der letzte Kombi raus.
Doch wieder zurück zum SUFF, was ich eigentlich nie wieder wollte. Aber was interessiert mich mein Geschwätz von vor 5 Minuten, die Nähe zur häßichen Großstadt genutzt und einfach mal alle Kandidaten, die ich mir im Vorfeld ausgeguckt hatte in Natura anschauen, in alphabetischer Reihenfolge:
- BMW X5, man merkt ihm sein hohes Alter doch recht dtl. an, kein ebener Laderaum, die Doppelhecklappe extrem nervig, tolle Sitze, aber kein Wohlfühlklima (nur mal so am Rande, wie man alle vorhandenen SUFF’s X3, X5, X6 in schwarz/schwarz in die dunkelste Ecke des AH stellen kann wird sich mir wohl nie erschliessen)
- Jeep Grand Cherokee, zwar inzwischen besser verarbeitet als bei meinem Erstkontakt vor ein paar Jahren, aber Sitze noch immer ohne Seitenhalt und ein „Laderaum“ der mir noch kleiner vorkam als die Witznummer beim Touareg.
- Mercedes GLC, als ich losfuhr war ich mir eigentlich sicher, daß ich den bestellen würde, sieht im Gegensatz zum Vorgänger klasse aus, toller Laderaum, sehr niedrige Ladekante, bequemer Einstieg, kein raufkraxeln wie bei echten SUFF, für Daimler-Verhältnisse durchaus brauchbare Sitze. Aber …. Ich gehe zwar hart auf die 50 zu, bin also eigentlich perfekte Daimler-Zielperson, aber genauso wie ich keine 30 Jahre jüngere Freundin habe will ich kein Auto, dessen Innen-„Design“ mit Gewalt und ohne Können auf jugendlich getrimmt ist. Da gehe ich konträr zu allen Testern die diese Grotte über den grünen Klee loben, nein da paßt überhaupt nichts zusammen, bis hin zu der Frechheit für einen Monitor, der keine riesigen schwarzen Ränder im Display hat noch Aufpreis zu verlangen.
- Porsche Macan, ist zwar grenzwertig als Firmenfahrzeug, aber ich habe nunmal eine gewisse Affinität zu Porsche. Die Sitze sind wie gewohnt genial, die Mittelkonsole so mit Schaltern überfrachtet, das man wohl eine Pilotenlizenz braucht um den fahren zu können. Beim Versuch die Rückbank umzulegen, was bei etwa 45° Neigung endete und der Unmöglichkeit ein Trennnetz hinter der ersten Sitzreihe aufzuspannen war das Thema Porsche auch schnell erledigt.
- RangeRover Sport, gigantische Einstiegshöhe, die meiner Frau mit ihrem Bandscheibenvorfall wohl Problem machen würde, Clubsessel ohne jeden Seitenhalt, drin sitzend schon im Ausstellungsraum das Gefühl mit dem Riesending ständig irgendwo gegen zu donnern, beim Gedanken an meine diversen BAB-Baustellen schauderte es mich.
- VOLVO XC90, endlich jemand der die Autos nicht in schwarz/schwarz hinstellt, sowohl der silberne/amber Inscription, als auch der weiß/schwarze R-Desgin wirkten luftiger als alle anderen an dem Tag probegesessenen Fahrzeuge, ebene aber als 7-Sitzer unnötig zerklüftete Ladefläche, bequeme Sitze, eigentlich nicht schlecht, wenn es für das Ding doch wenigstens einen erträglichen Motor gäbe. Auf der anderen Seite war ich ja stinkig mit VOLVO, weil sie mich erst mit dem Diesel-Hybrid angefixt haben und nun mit den Grotten-Motörchen kommen.
Nur am Rande bemerkt fühlte sich nicht ein Verkäufer in allen besuchten Autohäusern/Niederlassungen bemüßigt mich -trotz tlw. langer und intensiver Begutachtung der Fahrzeuge- durch Ansprache verschrecken zu müssen.
Leicht frustriert verschob ich die Neuwagenbeschaffung erstmal nach hinten, zur Not würden halt doch die beiden V’s bleiben. Doch irgendwann schaffte es Audi die millionenfach verschobene Fata-Morgana namens Q7 E-Tron doch zu einem bestell- und konfigurierbaren Auto zu machen. Von der Papierform ist der das einzige Fahrzeug, das alle meine obigen „Lastenheft“ Punkte abdeckt und so kam es zu dem bisher skizzierten Vergleich.
So fuhr ich also in einem für meine Zwecke reichlich widersinnigen benzinbetriebenen SUV dahin, realistisch betrachtet wäre die mit Abstand sinnvollste Variante den V60 wegzutun und den Viano als Hauptauto weiterzufahren, aber ein wenig Emotionalität darf bei Autokauf denn doch sein und nein, ich würde nicht ein paar 100h im Jahr Viano oder V-Klasse fahren wollen.
Die Schnittverbrauchsanzeige hatte sich derweil bedrohlich der 12L Marke genähert, aber ich war auch fast zu Hause und die letzten paar km mit dem vorsorglich aufgesparten Strom nahezu lautlos dahingleitend liessen den Entschluß endgültig reifen und auch die „reinen“ Daten sprachen nach Ende der Fahrt nicht dagegen