Nach knapp 17.oookm war mein PIH gestern wohl der Meinung, das er mal etwas für meinen Adrenalin-Haushalt machen müsse
Wir waren etwas über 150km unterwegs, als das Drama nach einer Pause begann. Einsteigen, Start drücken, Wahlhebel auf D -> Brummig, wie immer, springt der Diesel an. Was ist denn nun schon wieder los, die Batterie ist doch noch mehr als halbvoll und Überhitzungen kann es derzeit eher nicht geben? Beim Anrollen erscheint eine mir noch nicht geläufige Fehlermeldung: "Störung Batterieladung, Wartung dringend" Diese Meldung war mir neu und ich hielt sicherheitshalber wieder an. Wählhebel auf P, Startknopf drücken -> Das gesamte Display fing wie verrückt an zu blinken und hörte nicht mehr damit auf. Ich stieg also aus und verriegelte das Auto, da damit auch das Display abgeschaltet wird, was zum Glück auch diesmal funktionierte.
Was tun? VOLVO oder den ADAC rufen? Doch wie groß wäre meine Chance auf einen hybrid-geschulten Mechaniker zu treffen? Der Diesel lief ja noch und bisher kriegte er sich nach jedem Hybrid-Ausfall von allein wieder ein. Die Hoffnung, das der Fehler nach dem Neustart weg wäre wurde leider enttäuscht, ich fuhr trotzdem los. Der Versuch auf Pure oder AWD zu schalten wurde mit dem bekannten Verweis auf "temporäre Hybridstörungen" verwehrt. Über der Ganganzeige im Tachodisplay leuchtete eine rote Batterie. Auffällig war ein etwas verändertes Fahrverhalten mit dem Diesel, es fühlte sich so an, als ob die Wandlerbrücke irgendwie defekt wäre. Erst zog er gar nicht und in höheren Drehzahlen dann wieder ganz normal. Auch im Handschaltmodus änderte sich daran nichts. Ansonsten fühlte er sich wie immer im Dieselbetrieb an, bis bei etwas über 130km/h auf einmal der Vortrieb nachließ und "Geschwindigkeitsbegrenzung wegen Hybridstörung" im Display erschien. Na toll, aber die paar KM bis nach Hause würde ich auch in Schleichfahrt noch schaffen, so dachte ich zumindest.
Ein paar KM später war dann allerdings Schluß mit lustig, im Display tauchte als neue Fehlermeldung "DSTC deaktiviert, Wartung erforderlich" auf und auch die Warnlampe fürs DSTC ging an. Nun beschloß ich die Fahrt auf der Landstrasse fortzusetzen, was sich noch als weiser Entschluß herausstellen sollte.
Schon nach kurzer Zeit nahm das Unheil seinen Lauf: "Bremspedalweg verstellt, Kalibrierung erforderlich" und gleichzeitig ging die ABS-Warnlampe an. Kurze Zeit später war jegliche Lenkunterstützung weg. Die älteren unter uns erinneren sich wahrscheinlich noch dran, wenn man früher beim servolosen Lenken in engen Parklücken mit beiden Händen und voller Kraft lenken mußte, so war das nun auch, allerdings bei 70km/h auf einer kurvigen Landstrasse. Den kurzzeitigen Wunsch, die Kiste sofort anzuhalten und stehen zu lassen verwarf ich wieder, das erschien mir im Dunkeln dann doch zu gefährlich. Bis zum nächsten Orten waren es noch max. 1km, das würden wir schaffen und dort fände sich bestimmt ein Platz zum gefahrlosen anhalten. Mit ca. 70 km/h näherte ich mich dem Ortsschild, trat auf das linke Pedal ...
... und es tat sich praktisch nichts. Mit viel Phantasie ließ sich bei voll getretenem Pedal so etwas wie eine Bremswirkung erahnen. Es fühlte sich an, wie eine Bremse, die nach völliger Überhitzung ausgefallen war, doch wo sollte das bei mir herkommen? Zu dem bisher schon vorhandenen Ärger über die blöde Karre gesellte sich nun ein gerüttelt Maß an Sorge. Zum Glück war ich in ein sehr kleines Örtchen eingefahren, dort gab es zwar nirgends Parkplätze, dafür aber einen schönen großen Platz vor der Dorfkirche. Den steuerte ich nun mit inzwischen aktivierten Warnblinkern an und schaffte es auch das Auto dort zum Stehen zu bringen.
Wieder Wählhebel auf P und Start-Knopf drücken. Diesmal gab es kein wildes Blinken, ganz im Gegenteil, das Display wurde sofort dunkel und auch das Radio -welches normalerweise bis zur Türöffnung weiterläuft- war sofort aus. Selbst die Blinkeranzeigen waren nun tot, ob der Warnblinker überhaupt noch lief wußte ich nicht. So blieb ich erstmal ein paar Minuten im Auto sitzen, um die Herzfrequenz wieder auf ein erträgliches Maß zu bringen. Noch hatte ich nicht alle Hoffnung fahren lassen, das es womöglich doch nur ein "kleines" Computer-Problemchen wäre, also drückte ich erneut den Startknopf.
Display und Radio erwachten kurz zum Leben doch die Freude währte nur kurz, denn mit der Fehlermeldung: "Batteriespannung kritisch" wurde es wieder finster. Die Frage war nun nicht mehr ob ich ADAC oder VOLVO anrufen sollte, sondern nur wen von beiden. Die Entscheidung fiel dann mehr aus dem Bauch heraus und dem Umstand geschuldet, daß ich ja theoretisch alles an Bord hatte. Was ich nicht bedacht hatte war, daß so ein Elektronik-Ausfall wohl ziemlich viel in der Kiste lahmlegen würde. Der Druck auf die On-Call Taste blieb also genauso ergebnislos wie der auf die SOS-Taste.
Ich hatte aber nunmal beschlossen VOLVO und nicht den ADAC zu rufen also googelte ich mit meinem tollen Smartphone -in welchem die ADAC-Rufnummer gespeichtert ist- nach dem VOLVO-Pannenservice, zumindest versuchte ich dies, aber mein tolles Telefon schloß sich wohl dem Auto an und empfing keinerlei Datendienste. Glücklicherweise fand ich im Handschuhfach noch das Kärtchen, das mit der Limited-Nummer zusammen ankam. Dort stand eine Hybrid-Hotline mit Kölner Festnetznummer, bei der ich es um 17.50h für unwahscheinlich hielt, das noch jemand dran ginge, sowie eine 0800er Notrufnummer. Diese wählte ich nun und bekam Antwort einer freundlichen berlinernden Dame. Ich schilderte ihr also meine Nöte, worauf sich folgender Dialog entspann:
"Um die Zeit werde ich wohl bei den VOLVO-Werkstätten in ihrer Nähe niemanden erreichen, wir schicken dann gleich den ADAC"
"Meinen Sie die hatten schonmal einen Hybrid und bekommen den wieder in Gang?"
"Hm, da könnten sie recht haben, am Besten lassen wir Sie gleich einschleppen"
"Bitte einen Schlepper mit Kran, ohne Strom bekomme ich nichtmal den Schalthebel aus P wegbewegt, das Auto läßt sich so wohl nicht auf eine Rampe ziehen"
"Ach herrje macht er denn gar nichts mehr?"
"Moment ich versuchs nochmal"
Druck auf den Startknopf, Display geht an, Radio geht an, keinerlei Fehlermeldungen. Rückwärtsgang rein, die Hybridanzeige springt normal an und er rollt elektrisch los
Ich bedankte mich bei der Dame überschwenglich für die Fern-Wunderheilung und beschloß zu versuchen nach Hause zu fahren. Die Fahrt nach Hause läßt sich nun leicht zusammenfassen: Ich kam ohne jede weitere Auffälligkeit an und hing ihn an die Ladedose.
Ich hatte nun die Wahl ihn am Wohnort zu einem VOLVO-Händler zu bringen, dessen Werkstatt mehr berüchtigt, denn berühmt ist, oder zu versuchen die 400km bis zum Arbeitsort und dem ausliefernden Händler zu versuchen. Nachdem er gestern den Rest so problemlos absolviert hatte, wollte ich letzters tun. Auch dies läßt sich wieder leicht zusammenfassen: Eine völlig problemlose Fahrt, sodaß ich kurz versucht war den ganzen Vorgang einfach abzuhaken und gar nicht den Händler aufzusuchen. Wäre nur das Hybrid-System ausgefallen hätte ich dies vmtl. auch gemacht, aber der Ausfall jeglicher Lenk- und Bremsunterstützung hätte auf der Autobahn üble Folgen haben können, sodaß ein schneller Blick in den Fehlerspeicher wohl hilfreich würde.
Tja, das mit dem schnellen Blick war leider ein Trugschluß, nach drei DIN A4-Seiten mit Fehlermeldungen aus so ziemlich jedem Steuergerät, welches die Kiste besitzt, bat der Händler darum ihn ein paar Tage behalten zu dürfen, damit sie das mit VCG zusammen abklären könnten.
Ich bin mal gespannt, wie es nun weitergeht