Den für mich inzwischen wichtigsten Punkt habe ich bis fast zum Schluß aufgespart. Als ich vor 30 Jahren mit dem Autofahren anfing war das ABS noch einigen wenigen Luxus-Karossen vorbehalten, alle anderen brauchten sowas eh nicht, sie konnten ja schließlich autofahren. Ähnliche Diskussionen kamen dann bei den ersten Traktionskontrollsystemen und später ESP auf. Ich muß gestehen, das ich inzwischen bei 50.oookm / p.a. überwiegend auf Autobahnen für jede Hilfe, die mir die Fahrerei erleichtert dankbar bin.
Beide Fahrzeuge verfügten nicht nur über sog. Rundum- oder 360°-Kameras, sondern auch über Einpark-Automaten, die für mich als bekennenden Bordsteinkanten-Felgen-Vernichter eine willkommene Erleichterung darstellen. Schön wäre es allerdings, wenn bei so mit Elektronik vollgestopften Riesen-Autos die Sitzbelegung des Beifahrers mit berücksichtigt würde, mithin also bei Alleinfahrt nach rechts etwas weniger Platz gelassen wird um dem Fahrer ein einfacheres Aussteigen zu ermöglichen. So parkten beide genau mittig in der Parkbox, was dann beim Aussteigen schonmal eng wird.
Interessanter sind aber natürlich die Fahrhilfen. Dank elektronischer Pedale und Lenkungen können die Bordrechner die Kontrolle des Fahrzeugs komplett übernehmen. VOLVO bewirbt die Pilot-Assist genannte Funktion, bei der das Auto bis zu 30s mit max. 50km/h völlig allein fahren kann recht offensiv. Audi hält sich da eher bedeckt, obschon auch er bis 60km/h einem Vordermann folgen kann.
Ein Abstandsregeltempomat ist für mein Langstreckenfahrzeug völlig unverzichtbar, aber die beiden Kontrahenten gehen da noch einen guten Schritt weiter. Ich möchte das mal mit folgenden Bildern etwas ausführlicher zeigen.
Ich bin hier mit dem Audi in einer leichten Kurve auf einer Landstrasse unterwegs, die Lenkarbeit erfolgte zum Fotozeitpunkt durch den Active Lane Assist. Die Geschwindigkeitsregelung mit dem Adaptiven Tempomaten, gekoppelt an den Energieeffiziensassistenten. Dies möchte ich nun noch weiter erläutern
Das ACC und der Lane Assist aktiv sind zeigt diese Anzeige im Cockpit und auch dem HUD, beides grün, die Hände können also in den Schoß
Wie gesagt, ich fahre hier auf einer Landstrasse, anhand der Navidaten wird die 100 als Tempolimit erkannt und eingeblendet. Ein Verkehrsschild ist hierzu nicht nötig
Wir fahren allerdings nur 69km/h obschon ACC eigentlich die 100 halten sollte
Noch dazu fahren wir ohne Antrieb, neben den E wird normalerweise die gewählte Fahrstufe eingeblendet, hier steht nichts, das Auto „segelt“ also ausgekuppelt.
Der Grund findet sich hier. Wir nähern uns einer Ortschaft und anhand der Navi-Daten hat der Energieeffizienzassistent berechnet, ab wann das Auto rollend, nur durch die normalen Fahrwiderstände verzögernd, die dann am Ortsschild erlaubten 50km/h erreicht.
Dies alles klappt so gut, das ich bei mehreren Kreisverkehren außerorts komplett ohne eigene Pedalbedienung auskam, das Auto verzögerte vorher ausreichend, um den Kreisel befahren zu können und anschließend wieder allein auf das max. erlaubte Tempo.
Ähnlich gut klappte auf der Autobahn die Kopplung von ACC und Verkehrszeichenerkennung. Sobald ein Limit erkannt wurde bremste das Fahrzeug von allein auf die zulässige Geschwindigkeit ab. Besonders praktisch für Leute, die auf der BAB gern etwas mehr Toleranz mögen: Man kann -in Grenzen, die ich aber nicht ausgereizt habe- das Tempo auch oberhalb des erkannten Limits einstellen. Dies wird dann gehalten solange das Tempolimit gültig ist. Fährt man z. B. in einer 120er Zone mit Tempomat auf 130, dann hält er die 130 bis er das erste Schild mit einer niedrigeren Geschwindigkeit sieht und bremst dann auf diese herunter. Die zuvor eingestellte Toleranz wird dabei allerdings nicht eingehalten, man muß dies jedes Mal von selbst neu einstellen, oder einfach streng nach Vorschrift fahren.
Diese Integration der Navidaten / Verkehrsschilderkennung in die Geschwindigkeitssteuerung hat der XC90 derzeit noch nicht zu bieten, dafür hat er aber einen anderen Vorzug. Seine klare Stärke ist, daß er dtl. Länger (teil-)autonom fährt als der Audi. Sowohl der Audi mit seinem Stauassist, als auch der VOLVO mit dem Pilot-Assist können in Stop’n Go Situationen automatisch dem Vordermann folgen. Während der Audi aber bereits nach wenigen Sekunden zum Berühren des Lenkrades auffordert und auch einen recht dtl. Lenkimpuls benötigt, fährt der VOLVO ½ Minute allein und es reicht ein leichtes Berühren des Lenkrades um den Pilot-Assist wieder zu aktivieren. Ich hatte dank Freitag Nachmittag am Beginn der Osterferien im Ruhrgebiet ausgiebig die Möglichkeit den Pilot-Assist zu testen. Das System funktioniert in meinen Augen perfekt, einzig in solchen Situationen, wo das Fahrzeug direkt vor einem die Fahrspur wechselt und gleichzeitig auch noch eines von der Nebenspur habe ich manuell in die Lenkung eingegriffen. Das einzige wirkliche Manko, nämlich die Beschränkung auf 50km/h wird ja mit dem neuen Modelljahr auf praxistauglichere 130 angehoben.
Wie bereits weiter oben gezeigt besteht bei beiden Fahrzeugen auch die -nicht offiziell so angegebene- Möglichkeit bei höheren Geschwindigkeiten mit den aktiven Spurhalteassistenten ohne eigenen Lenkeingriff zu fahren. Dies läuft allerdings nicht so reibungslos wie bei den vollautomatischen Assistenten. Sowohl beim Audi, als auch beim VOLVO waren spätestens ab etwa 120-130km/h korrigierende Lenkeingriffe nötig, während Pilot-Assist bzw. Stauassistent die Spuren perfekt hielten.
Dieser Punkt geht auf Vorschußlorbeeren zurück. Ich konnte den VOLVO Pilot-Assist bis 130 noch nicht probefahren, wenn der ähnlich gut funktioniert wie der bis 50 bisher bietet dieser mir einen höheren Nutzwert als der Energieeffizienzassistent beim Audi, der seine Vorzüge auf der Autobahn nur beim Hybriden ausspielen könnte, da er hier anhand der Navidaten die optimalen Einsatzpunkte für den E-Motor errechnet.
Punkt: VOLVO