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Nach exakt zwei Monaten und 9888km ist es Zeit für ein erstes persönliches Zwischenfazit. Die wichtigste Frage für Sie als Leser ist vermutlich:

Bin ich mit dem Fahrzeug so zufrieden, das ich es wieder kaufen würde?
Hierauf kann ich Stand heute mit einem klaren Ja antworten. Die Wintertauglichkeit steht zwar noch aus und bisher erfolgte auch noch kein Hängerbetrieb, aber bis jetzt hat das Auto alle Anforderungen zur vollsten Zufriedenheit erledigt. Im folgenden fasse ich einige Dinge, die an anderer Stelle hier auf der Seite bereits vorhanden sind, für den eiligen Leser nochmals zusammen.

Wie fährt sich der VOLVO V60 Plug-In Hybrid?
Prinzipiell wie jedes andere Auto auch. Am Anfang ungewohnt ist, daß nach Drücken des Start-Knopfes und Anfahren kein Motorgeräusch, außer einem leichten Sirren zu hören ist. Die Lernkurve, wann welcher Betriebsmodus (Hybrid, Pure, Save, Diesel) der sinnvollste ist, ist schnell durchlaufen und von der jeweiligen Fahrsituation abhängig. Die Umschaltung der Modi erfolgt nach einer gewissen Eingewöhnung rein intuitiv. Etwas erschreckend ist es anfänglich, wenn man realisiert, wie weit das Auto im reinen Rollbetrieb noch fährt, wenn man sich einer Kreuzung oder Ortschaft nähert. Inzwischen ärgert mich jeder Bremsvorgang da dieser reine Energieverschwendung ist. Dies führt dann manchmal auch zu durchaus "sportlichen" Abbiegevorgängen, da ich eben nicht versuche zu bremsen (natürlich nur wenn es die Strasse/Verkehrslage auch hergeben) sondern den Schwung um die Kreuzung mitzunehmen. Dies macht auch das recht straffe Fahrwerk klaglos mit, um das DSTC in den Regelbereich zu bringen muß man es schon ziemlich "fliegen lassen". Von einem fast 400PS starken V8 Benziner kommend hatte ich mir bzgl. der Fahrleistungen anfänglich ein paar Sorgen gemacht, die waren aber unbegründet, man ist mit dem Fahrzeug jederzeit in der Lage nicht nur im Verkehr mitzuschwimmen sondern zu den Schnelleren zu gehören. Das die 250km/h Diesel-Klasse etwas schneller ist kann ich dabei problemlos verschmerzen.

Wie groß ist der "Spaßfaktor"?
Sehr groß, allerdings anders als die VOLVO-Werbung vermuten läßt. Die Angaben von 285PS Systemleistung und 6,2s von 0-100 lassen Sportwagenfeeling vermuten. Dem muß ich als Porschefahrer allerdings klar widersprechen, dafür ist das Auto schlicht zu schwer und zu behäbig. Für zügige Überholmanöver auf der Landstrasse ist der Power-Modus ganz brauchbar. Die Faszination des Autos erschließt sich mir aber eher über die möglichst effiziente Nutzung. Viel mehr Spaß als die Maximalleistung abzurufen macht es möglichst lang im Elektromodus zu bleiben, mit dem Gaspedal genau an der Grenze vor dem Einschalten des Diesels zu bleiben, bei bergigem Gelände so viel Energie wie möglich per Rekuperation zurückzugewinnen. Wichtig ist aus meiner Sicht, daß man das Auto will, daß man bereit ist sich mit ihm auseinanderzusetzen und sich darauf einzulassen. Dann kommt Fahrspaß in Situationen auf, die ich vorher als "Raser" nicht für möglich gehalten hätte.

Was verbraucht er denn nun wirklich?
Diese Frage läßt sich leider nicht präzise beantworten, da der Verbrauch extrem vom Fahrprofil abhängt. Fährt man z. B. jeden Tag 20km zur Arbeit und Abends wieder zurück wird der Dieselverbrauch bei mehr oder weniger 0 liegen, denn dann liegt man im Bereich der Akkureichweite, verbraucht also nur die 10-11kWh, die sich im Akku befinden. Auf der Autobahn bei Dauervollgas werden es klar > 10L (Momentanverbrauchsanzeige bei Beschleunigung auf vMax ungefähr 28L/100km). Der Durchschnittsverbrauch hat sich aktuell bei etwa 6,5L Diesel / 100km eingependelt. Die ist bei meiner Nutzung (überwiegend Autobahn mit ca. 180km/h und ab und zu auch Nutzung der vMax) ungefähr 1L weniger als ich erwartet hatte.

Ist das mit der Laderei sehr umständlich?
Radio Eriwan: Eigentlich nicht, aber. Hat man nur einen festen Ladeplatz, z. B. in der Garage und kann das Kabel dort ständig in der Steckdose lassen ist es supereinfach: Klappe auf, Ladekabel ins Auto, Lader einschalten und fertig. Am Ende Lader ausschalten, Kabel abziehen und losfahren. Etwas unkomfortabler wird es, wenn die Ladestelle draussen ist und das Kabel auch noch im Auto mitgeführt werden soll. Hier sollte man auf jeden Fall eine Kunststoffbox im Auto mitführen, um das schmutzige und/oder nasse Kabel transportieren zu können. Optimal wäre eine wettergeschützte Ablagemöglichkeit in der Nähe der Steckdose. Ich lade das Auto grundsätzlich nur Nachts, oder während der Arbeitszeit auf, sodaß so wenig Ladeabbrüche wie möglich erfolgen. Zudem lade ich immer erst, wenn der Akku auch schon relativ leer ist.

Hat der Hybrid Nachteile gegenüber einem normalen V60?
Ja, hier sind ein paar Dinge zu nennen. Zum Einen das enorme Mehrgewicht von 300kg, welches sich beim Fahren bemerkbar macht und ein sehr straffes Fahrwerk erfordert. Zudem sind derzeit keine anderen Felgen als die 17" Standardräder für den Hybrid freigegeben. Das größte Manko aber ist der stark reduzierte Laderaum. Wer bei einer E-Klasse, einem Passat oder einem Superb bisher den Kofferaum häufig voll nutzte ist beim V60 Hybrid beim falschen Auto.

Ist der V60 Plug-In Hybrid das perfekte Auto?
Gitb es sowas überhaupt? Wahrscheinlich nicht, dafür sind die Anforderungprofile einfach zu verschieden. Für meine Zwecke ist er ein optimales Auto und so lebe ich dann auch mit ein paar VOLVO-Schrulligkeiten, wie z. B. der Tankdeckelentriegelung am Armaturenbrett. Vielleicht dachten die Entwickler bei VOLVO auch, das es eine gute Idee wäre die vielen Köttbülar dadurch abzutrainieren, das man einmal ums Auto herumlaufen muß, wenn man vergessen hat den Tankdeckel zu entriegeln. Der Grund warum der Regensensor bei jedem Motorstart wieder extra aktiviert werden muß, der nicht per Sensor sondern mechanischem Schalter geschaltete Heckwischer beim Start über die trockenen Scheibe rubbelt, erschließt sich wohl auch nur einem Skandinavier. Das RTI-Navi kann man sich aus meiner Sicht -so man keine absolute Saugnapf-Allergie hat- getrost sparen, der Funktionsumfang und die Bedienbarkeit wird von jeder handelsüblichen Handy-App locker übertroffen. Aufgrund der starken Windgeräusche kann ich Autobahnfahrern dafür die Verbundglasseitenscheiben wärmstens ans Herz legen.