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Bei beiden Fahrzeugen waren Dieselmotoren verbaut im Audi, der mittlere V6 mit 3L und 272PS, im VOLVO die derzeitige Diesel Top-Motorisierung als 2L R4 mit 225PS. Bei beiden kommen 8-Gang Wandlerautomaten, bei Audi von ZF, VOLVO von Aisin zum Einsatz. Zeigten sich die Automaten sehr ähnlich mit kaum merklichen Schaltvorgängen und bei Bedarf hinreichend schnell reagierend, so hatte das Getriebe im VOLVO deutlich mehr zu tun. Dies liegt an den sehr unterschiedlichen Motorcharakteristiken.

Der V6 im Audi brummelte wann immer möglich mit mal gerade 1.ooo Umdrehungen sonor vor sich hin. Unhörbar, wie in manchem Test beschrieben ist auch er definitiv nicht -Diesel bleibt Diesel- aber sehr angenehm im Hintergrund mit kaum spürbaren Vibrationen im Innenraum. Im direkten Vergleich blieb er auch beim Beschleunigen häufiger im vorher gewählten Gang und zog dank sehr früh anliegendem Drehmoment von unten heraus durch. Beim Ausdrehen wird er klar hörbar, klingt aber kaum noch „dieselig“. Einzig ein etwas träges Ansprechen auf Gaspedalbewegungen und eine starke Anfahrschwäche fiel mir negativ auf. Ein Sportmotor ist es aus meiner Sicht nicht. Klar kann man die Standarddrehzahlen über den Drive Mode Schalter auf Sport hochjubeln, paßt für mich aber nicht so arg zu einem SUV. Alles in Allem fand ich die Motor/Getriebe-Kombination im Q7 sehr ausgewogen, es würde mich durchaus mal interessieren, wie der kleine V6 mit 218PS mit dem schweren Auto klar kommt. Der 272PS Motor war -besonders auf der Autobahn- ein sehr angenehmer Begleiter, der jederzeit ohne hektische Schaltvorgänge ausreichend Drehmoment aus dem Ärmel schütteln konnte.

Einer der häufigsten Kritikpunkte am XC90 ist der Motor. Hier möchte ich mich -zumindest teilweise- anschliessen. Die reinen Fahrleistungen sind völlig in Ordnung, er wirkt manchmal sogar „wacher“ als der Audi-Motor. Dies liegt zu einem Gutteil allerdings daran, daß der Automat grundsätzlich ein höheres Drehzahlniveau wählt, als beim Audi. Hier sind es statt etwa 1.ooo 1/min mindestens 1500. Aus meiner Sicht tut sich VOLVO mit der Abstimmung durchaus einen Gefallen. Ich hatte kürzlich als Werkstattersatzwagen einen V40 noch mit dem alten 1600er Diesel und der 6. Gang-Automatik. Die versuchte ständig so niedrige Drehzahlen wie möglich zu fahren, die der Motor aber überhaupt nicht handeln konnte und zu nachgerade unerträglichen Vibrationen im ganzen Auto führten. Ich habe den XC auch mehrfach per manuellem Gangwechsel in sehr niedrige Drehzahlen gezwungen und auch hier kam es dann zu ähnlichem Verhalten. Aber auch das erhöhte Drehzahlniveau kann leider nichts daran ändern das dieser Motor mich nie an den souveränen Cruiser aus dem Q7, sondern ständig an die lärmende Rappelbude aus unserem Viano erinnerte. Nur bei Konstantfahrten zwischen 80-140 km/h trat der Motor akustisch und gefühlt in den Hintergrund. Ansonsten hört und spürt man ihn jederzeit, was so überhaupt nicht zum gediegenen Charakter des Fahrzeugs paßt. Wie geschrieben: Die Leistung ist durchaus OK, die Leistungsentfaltung läßt die in dieser Fahrzeugklasse erforderliche Souveränität komplett vermissen. Ein Blick in die technischen Daten legt auch schnell die Ursachen dar. Der Audi hat mit 600NM nicht nur in absoluten Zahlen ein erheblich höheres Drehmoment als der XC90 (480NM) es steht mit 1500-3000 1/min auch über ein viel breiteres Drehzahlband zur Verfügung (VOLVO 1750-2250). Dazu kommt noch, sorry VOLVO, der Lärm und die ständigen Vibrationen gehen gar nicht. Klar könnte man nun völlig zurecht sagen, das der 5-Zylinder in meinem V60 noch viel lauter und nerviger ist, was ja auch so stimmt und ja auch BMW und Mercedes bauen 4-Zylinderrappeln in ihre SUV, aber bei denen hat man wenigstens die Wahl und kann auch einen passenden Diesel-Motor bestellen.

Die blanke Zylinderanzahl ist hierbei gar nicht das entscheidende, sondern eher, das dem VOLVO-Motor schlicht der Hubraum fehlt. Auch als 4-Zylinder mit z. B. 3L würde er schon erheblich besser zum Charakter des Autos passen. Nun gibt es allerdings Untersuchungen, daß das effizienteste Hubvolumen 0,5L / Zylinder ist, für einen 3L braucht es also einen 6-Zylinder. Die in VOLVO-Foren immer gern gebrachte Argumentation das VOLVO als kleiner Hersteller es sich nicht leisten könne zu viele Motoren zu konstruieren geht leider an der Realität vorbei. Genauso wie man beim VEA (so heißt VOLVO’s neue Motorengeneration) durch weglassen eines Zylinders den bereits angekündigten 1,5L 3-Zylinder machen kann, könnte man durch anhängen weiterer Zylinder einen R5 oder R6 bauen, die nur größere Gehäuse und geänderte Nockenwellen bräuchten. Die hierfür erforderlichen „Entwicklungsarbeiten“ macht ein Maschinenbaustudent im ersten Semester.

Ich höre nun lieber auf, finde es aber unendlich schade, das so ein tolles Auto mit so einem unpassenden Motor versaut wird.

Loben möchte ich hier explizit Audi, die sich dem Trend zu immer kleineren zig-mal aufgeladenen Motoren -zumindest derzeit- noch entgegenstellen. Ich denke da besonders an den SQ7 und bin schon sehr auf erste Tests gegen den X5 M50d gespannt, der trotz der Typenbezeichnung nichtmal in die Nähe von 5L Hubraum kommt. Ich bin mir recht sicher, das der 4L V8 Biturbo des Audi den 3L R6 Triple-Turbo des BMW recht alt aussehen läßt.

Auch die Argumentation, das kleinere Motoren per se weniger verbrauchen (Downsizing) läßt sich im realen Leben oft nicht halten. Trotz viel mehr Hubraum und mehr Leistung zeigten Audi und VOLVO auf der Landstrasse praktisch identische Momentanverbräuche. Dies läßt sich auch leicht über das ständig höhere Drehzahlniveau des VOLVO begründen. Es gibt inzwischen ja auch genügend Vergleichstests (auch außerhalb Deutschlands, wo den Testern gern ein latenter pro deutsches Auto Betrug unterstellt wird) das der XC90 D5 und der Q7 3.0TDi auf der Strasse praktisch identische Verbräuche haben. Da ich beide nicht auf den gleichen Strecken bewegt habe ist hier ein echter Vergleich nicht möglich. Beide lagen beim Nachtanken etwa 2,5L über dem NEFZ-Verbrauch. Bei beiden würde es bei meinem normalen Fahrprofil (viel Autobahn mit 180-200km/h) schwierig dauerhaft einstellige Verbräuche zu realisieren. 

Punkt: Audi